Mit iOS 11 stellte Apple die hauseigene Files App vor. Sie ersetzte die iCloud Drive App, die erst ein Jahr zuvor eingeführt wurde. Apple wollte damit den neuen, zentralen Hub zur Verwaltung von Dateien vorstellen – sowohl online als auch offline. Mittlerweile ist mehr als ein halbes Jahr seit der Vorstellung vergangen – und was wurde eigentlich aus der Files App? Wird ihr dasselbe Schicksal zuteil werden wie dem iCloud Drive?
Grundsätzlich war die Idee von Apple sehr gut. Die neue App verwaltet Dateien aller Art auf Speicher aller Art. Egal ob offline auf dem Gerät oder online bei einem Cloud Anbieter. Ja richtig: Bei einem Cloud Anbieter. Anders als die alte iCloud Drive App kann die neue Anwendung auf die Clouds sehr vieler Hersteller zugreifen, letztlich sogar auf die Apps aller Anbieter, die den neuen Service unterstützen wollen. So werden indirekt auch FTP-Server und eigene NAS-Systeme über die Apps der Dritthersteller eingebunden.
Files App – zu wenig zu spät
Es dauerte einige Zeit bis die Hersteller diverser Clouds sich dann wirklich in der App einfanden und ihren Service voll integrierten. Alle sind es bis heute nicht. Diverse Services werden zwar angezeigt, letztlich öffnet sich dann aber doch wieder nur die App des Drittherstellers. Hier kann ich die Entscheidung allerdings verstehen – Apple hat alle Cloudhersteller über die letzten Jahre mehr als einmal verprellt. Nach wie vor dürfen diese nicht besonders tief ins System. Die Files App lässt sie zwar etwas zentraler hinein, es wäre aber undenkbar, dass Fotos beispielsweise automatisch mit einem anderen Service geteilt werden.
Über die Jahre haben die Anbieter eigene gute Apps aufgebaut. Apple bietet jetzt zu wenig Neues, noch dazu kommt die neue Anwendung einfach viel zu spät. Auch die Nutzer, die wirklich auf andere Services setzen, haben sich über die Jahre an (komplizierte) Workflows gewöhnt. Zudem wird auch nicht alles in Files integriert. Clouds? Kein Thema. Lightning USB-Sticks? Nie gehört! Never touch a running system. Wozu jetzt umlernen, wenn die neue Anwendung von Apple eigentlich keinen Mehrwert bietet?
Files App – mit ein bisschen Intelligenz
Wobei, kein Mehrwert wäre zu hart. Der zentrale Ansatz alle Services unter ein Dach zu holen, ist natürlich reizvoll. Dateien von Cloud A in Cloud B zu schieben, oder aus mehreren Clouds lokal Dateien zu speichern, ist aber auch nicht neu. Hier gibt es viele Apps, die dies unterstützen – von Goodreader bis hin zu Documents. Eines ist dennoch unbestritten: Die Files App unterstützt eindeutig die Mehrheit aller Dienste. So viele, dass es bei einem ausgewachsenen Nerd schnell unübersichtlich wird – und einige Services zwecks Überblick sicher wieder ausgeschaltet werden müssen.
Zudem lernt die App langsam aber doch dazu. Nicht weil Apple die Anwendung erweitert, vielmehr weil die KI von Spotlight bzw. Siri hier offenbar zuschlägt. Ein Beispiel: Microsoft hat bei seinen Office Applikationen leicht nachgebessert. Mittlerweile öffnet ein Klick auf ein Office Dokument direkt die passende Anwendung. Die Datei muss nicht erst kopiert werden. Dokument bearbeiten, verlassen – alles ist gespeichert, so wie es sein sollte. Sofern ihr diese Option von Zeit zu Zeit nutzt, lernt die Anwendung von eurer Entscheidung und ihr spart auch den Umweg über das Teilen-Menü.
iOS keeps track of which apps you open documents in, per document type, with the share sheet.
When apps support Open in Place, the system can decide to automatically open an app without displaying the share sheet first.
— Ian McDowell (@ian_mcdowell) 9. April 2018
Files App – Dateisystem war immer schon schwer
Apple und das Dateisystem – meiner Meinung nach eine Geschichte voller Missverständnisse über all die Jahre. Schon auf dem Mac war/ist Apple der Meinung, dass ein Dateisystem grundsätzlich nicht wirklich für den Nutzer zugänglich sein muss. Vergleichen wir den Windows Explorer mit dem Finder und macOS fallen gravierende Unterschiede auf. Hier hat Apple, meiner Meinung nach, eine gute Entscheidung getroffen. Die vereinfachte Ansicht ist zweckmäßig. Offenbar sieht auch Windows das so, das Betriebssystem baut mit seinen Bibliotheken die Funktion von macOS zusehends nach.
Unter iOS gab es eigentlich lange Zeit gar keinen Zugriff auf das Filesystem. Einerseits hatte Apple dies offenbar nicht vorgesehen, andererseits erschwerte das Sandboxing System seit Anbeginn den Zugriff und Austausch. Meiner Meinung nach ein Killerargument gegen die “iPads sind für Pro Nutzer, iPads können Macs ersetzen” Argumentation von Apple. Nach und nach öffnet sich der Konzern – es könnte aber zu spät gewesen sein. Ob wir einen tieferen Zugriff von anderen Apps sehen werden? Meiner Meinung nach nicht. Dazu wird die Service Sparte für Apple, im Laufe der Jahre, viel zu wichtig.
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