Sicher ist Apples Geschäft eine Kombination aus Hard- und Software. Der Hersteller verkauft Geräte bei denen beides aus einer Hand stammt. Damit wird – so zumindest die Theorie – ein reibungsloses Zusammenspiel von Hard- und Software gewährleistet. Apple muss sich bei seiner Hardware und insbesondere bei der Aktualisierung derselben einiges an Kritik gefallen lassen. Ein seit 2014 nicht mehr auf den aktuellen Stand gebrachter Mac mini und der längst überholte Mac pro sind Beispiele dafür. Apple wollte dieses Jahr die Kunden mit einem Feuerwerk an neuer Hardware begeistern. Wir wagen einen Rückblick und schauen was daraus geworden ist.
An diesem letzten Tag im Jahr 2017 blicken wir noch mal kurz auf die Hardware, die wir dieses Jahr aus Cupertino bekommen haben. Apple hatte einiges aufzuholen und das trotz eines sicher anstrengenden Neubaus und Umzug in den Apple Park. Mit Spannung warteten die Fans auf ein Update des in die Jahre gekommenen Mac pros. Auch der Mac mini, der beliebte Einsteiger-Mac wurde erwartet. Die verfügbaren Modelle stammen aus dem Jahr 2014. Drei Jahre (und beim Mac pro sogar vier) sind in der IT-Branche dann doch eine sehr lange Zeit in der sich vieles tut.
Um es gleich vorweg zu nehmen, beide Modelle wurden auch 2017 nicht aktualisiert. Was den Mac pro angeht hat sich Apple wenigstens zu der Äußerung (und Entschuldigung) hinreißen lassen, dass er nicht mehr 2017 kommen wird. Diese Aussage haben viele Magazine und Online-Portale dahingehend interpretiert, dass er dann eben im Jahr 2018 kommen wird. Das genau hat Apple aber nicht gesagt. Wir wollen aber nicht an Daten kleben. Wir schauen hingegen darauf, was Apple geliefert hat.
Im Frühjahr machte Apple das erste Mal den Schritt und präsentierte sein aktuelles iPhone 7 (und 7plus) in der Farbe Rot. Unter dem Label „Product Red“ vertreiben Apple und andere Unternehmen Zubehör und Geräte und stellen einen Anteil des Erlöses der Aids-Forschung zur Verfügung. Das rote iPhone 7 stieß auf einige Kritik, weil den Fans die Kombination aus roter Rückseite und weißer Front als nicht besonders gelungen vorkam. Zahlen über den Absatz hat Apple bisher nicht veröffentlicht. Insgesamt hat Apple seit seiner Teilnahme am Programm laut eigener Auskunft aber über 160 Millionen US-Dollar gesammelt.
Neu im Programm ist nun auch das iPad. Das Einsteigermodell mit 9.7 Zoll Bildschirm gibt es ab 399 Euro und es ist löst die bisherige Air-Serie ab. Es ist in den inzwischen Apple-üblichen Farben Silber, Space grey und Gold erhältlich. Von Roségold scheint man sich langsam aber sicher zu entfernen.
Im Sommer anläßlich der WWDC im kalifornischen San Jose hatte Apple gleiche mehrere neue Geräte am Start. Traditionell ist die WWDC ja der Softwareentwicklung gewidmet. Daher war es für das anwesende Publikum um so überraschender, dass man doch einiges an neuer Hardware zeigte.
Das iPad 10.5 mit der neues Bildschirmdiagonale 10.5 Zoll löst das gerade mal Anfang 2016 erschienene iPad pro 9.7 ab. Sein größerer Bildschirm und seine höhere Leistung sollen das iPad pro für Augmented Reality-Apps bereitmachen. Es erscheint mit der zu diesem Zeitpunkt noch aktuellen iOS-Version 10, konnte aber noch während der WWDC auf die ersten Betas von iOS 11 upgedated werden.
Ebenfalls auf der WWDC wird das Update des größten iPads angekündigt. Das iPad pro 12.9 löst damit den Vorgänger vom September 2015 ab und bietet im Wesentlichen eine aktualisierte Hardware mit einer schnelleren CPU und einer besseren Grafikleistung. Es wird damit ebenso AR und VR fähig. Es wird erstmals – wie das 10.5er auch – mit 512 Gigabyte Speicher angeboten.
Mit dem Apple TV der vierten Generation von 2015 hatte Apple ja die Zukunft des Fernsehens in Apps gesehen. War das Modell aus dem Jahr 2015 noch nicht in der Lage 4K-Inhalte darzustellen, ist das aktuelle Modell Apple TV 4K jetzt dazu fähig. Ein paar Absurditäten gibt es dennoch. So lassen sich zum Beispiel Youtube-4K-Videos nicht in der vollen Auflösung abspielen, weil der von Google verwendete Codec VP9 nicht zu dem von Apple verwendetem HVEC kompatibel ist. Gleiches gilt im Übrigen auch für Safari auf iPad und iPhone. Am Mac kann als Alternative der Chrome Browser genutzt werden, der VP9 mitbringt.
Eigentlich passt der HomePod nicht in diese Aufzählung. Der intelligente Lautsprecher von Apple wurde ebenfalls auf der WWDC angekündigt und sollte noch in diesem Jahr in den USA erscheinen. Apple hat den Release aber kurzfristig auf das erste Quartal 2018 verschoben. Dennoch sollte das Gerät hier Erwähnung finden, denn Apple springt damit als fast letzter auf den bereits sehr schnell fahrenden Zug der Sprachassistenten auf. Angetrieben von Siri soll das Gerät ausgezeichnete Klangeigenschaften mitbringen und außerdem dank Homekit auch für die Beleuchtung und Steuerung des eigenen Hauses zuständig sein. Mit dem HomePod will Apple sicherlich aufschließen zu Google und Amazon, die bereits jahrelange Erfahrungen in diesem Bereich mitbringen. Die Soundqualität soll aber wesentlich besser sein, als bei der Konkurrenz.
„This is not the mac pro“. So oder so ähnlich muss die SMS von der Apple-PR an John Gruber
geklungen haben, die er während der Vorstellung des iMac pro erhalten haben soll. Phil Schiller hatte zuvor bereits versprochen, dass man die Pro-User nicht vergessen würde. Eine Vermutung, die immer größer wurde, weil Apple seit der Einführung des Mac pro 2013 keine weiteren Updates für das extrem teure Gerät geliefert hatte.Der iMac pro kommt im Gehäuse der bekannten iMacs daher. Dieses ist zur Unterscheidung in der Farbe Space grey gehalten und verleiht dem Rechner ein dramatisches Aussehen, dass seine Leistung unterstreichen soll. Die passend gefärbte Maus und das Keyboard gehören ebenfalls dazu. Er ist seit Dezember mit 8, 10 oder 18 CPU-Kernen und mit Speicher bis zu 128 GB erhältlich. Während der „normale“ Anwender noch rätselt, welchem Zweck dieses enorme Leistung dienen kann, freuen sich „Inhalte-Produzenten“ über fein aufeinander abgestimmte Hardware. Der iMac pro ist leider nicht erweiterbar und kostet (je nach Ausstattung) zwischen 9.000 und 15.000 Euro.
Ein wenig überstrahlt der Glanz des iMac pro den des ebenfalls im Juni vorgestellten „normalen“ iMacs. Dieser hat ein Update auf die 7. CPU-Generation „Kaby Lake“ von Intel erhalten. Außerdem erhält er Thunderbolt-3-Anschlüsse und ein helleres 5K-Display. Die iMacs sind damit im normalen Aktualisierungszyklus, auch wenn kritisiert wird, dass Apple nicht die ganz neue, 8. Generation an CPUs verbaut. Mit den neuen iMacs gibt es auch eine neue Tastatur. Das Magic Keyboard 2 mit Nummern-Block kommt aber nicht – wie spekuliert – mit einer Touchbar daher.
(Danke für den Hinweis @nachdenker) Vereinfacht ausgedrückt, ist die Apple Watch Series 3 nun endlich in der Lage, auch ohne iPhone mit dem Internet Kontakt aufzunehmen. Dank LTE kann die Uhr zum Telefonieren oder dem Empfang von Messenger-Diensten genutzt werden. Mit einer eSIM ausgestattet, braucht es in Deutschland nur eine Vertragserweiterung mit Multisim schon ist die Uhr auf der selben Nummer erreichbar, wie das iPhone. Es versteht sich von selbst, dass sie auch schneller geworden ist. In der Edition-Version aus Keramik gibt es jetzt auch eine dunkle Ausgabe.
Auf seiner traditionellen Herbst-Keynote ging es erwartungsgemäß hauptsächlich um das iPhone. Das Top-Produkt ist Apples Megaseller und es sind bereits mehr als eine Milliarde dieser Geräte verkauft worden. Wie immer waren fast alles Details zum neuen Gerät im Vorfeld bekannt geworden. Zum Teil auch durch einen Fehler, für den Apple mutmaßlich selber verantwortlich war. Spannend war lediglich noch die Frage, ob Apple seiner bisherigen Nomenklatur folgen würde und das Gerät demnach iPhone 7s heißen würde. Tat es nicht. Es kommt unter dem Label iPhone 8 daher und bietet erstmals auch die Möglichkeit, Drahtlos geladen zu werden. Apple scheint sich nun endgültig von der Farbe Roségold verabschiedet zu haben. Das iPhone 8 wird jedenfalls nicht mehr in dieser Farbe angeboten. Dafür gibt es aber noch alle Modelle bis zurück zum iPhone 6s im offiziellen Angebot.
Zum zehnten Jubiläum des iPhones sollte es ein besonderes Gerät geben. Demzufolge war der Erwartungsdruck auf Apple groß. Durch eine vorab zum Download verfügbare Firmware des HomePods wurden auch schon im Vorfeld die Details dieses neuen Geräte bekannt. Das Fehlen eine Homebuttons und der damit verbundene Fingerabdruck-Scan sorgte für heiße Diskussionen, ob Apple bei dem Gerät vielleicht völlig auf ein Sicherheitsmerkmal verzichten würde oder ob der Scanner – wie bei einigen Androiden inzwischen üblich – auf die Rückseite wandern würde.
Alles das war ja nicht der Fall. Apple präsentierte die neue Technik Face ID, die mit eine Art stark verkleinerten Kinect-Kamera das Gesicht des Benutzers erfasst und mit 30.000 Punkten abtastet. Face ID funktionierte von Anfang an gut und es gab nur sehr wenige Berichte über so genannte „False positives“ also Fälle bei denen die Gesichtserkennung ein fremdes Gesicht für das richtige hält. Natürlich – auch das war schnell klar – ist die neue Technik nicht perfekt und ließ sich überlisten. Dennoch wird Apple dieses Feature in Zukunft weiter verbessern und vielleicht auch in andere Geräte einbauen.
Dem X wurden große Lieferschwierigkeiten vorhergesagt. Prognostiziert wurden Wartezeiten bis ins neue Jahr. Apple konnte dem aber begegnen und liefert die neuen Geräte bereits in wenigen Tagen aus. Vermutlich geht die Produktionssteigerung auch auf rückläufige Verkaufszahlen beim iPhone 8 zurück. Kritisiert wird, dass Apple mit zwei Top-Modellen seines Smartphone sich selber kannibalisiert. Der Erfolg des iPhone X geht zu Lasten des wesentlich günstigeren iPhone 8. Apropos Preis. Mit fast 1.400 Euro für das Top-Modell setzt Apple auch an dieser Stelle Maßstäbe. Die Industrie wird das beobachten und wir werden – jetzt wo solche Preise aufgerufen und bezahlt werden – sicherlich auch andere Hersteller in diesem Preissegment sehen.
Damit ist Apples Hardware-Jahr durch und wir können nicht behaupten, man hätte uns nichts Neues präsentiert. Alles in Allem gab es eine Menge Geräte und auch wenn es normal zu sein scheint, dass es jedes Jahr ein neues iPhone geben wird, haben wir mit dem X doch mal wieder was tolles Neues bekommen. Auch wenn der Preis sicher nicht ganz so toll ist. Jetzt freuen wir uns auf 2018 und die neuen Geräte, die wir dann erleben werden.
Fotos: Apple, Ulrich Reinbold, Michael Reimann
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