Vergangene Woche hat Apple die Katze aus dem Sack gelassen: Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird das Mac-Lineup von Intel-Prozessoren auf selbstentwickelte ARM-Chips umgestellt. Einen kleinen Einblick in die neue Hardware ermöglicht nun AppleInsider. Denn dort hat man das sogenannte “Developer Transition Kit” in die Finger bekommen. Dieses Testgerät richtet sich eigentlich an App-Entwickler und soll diesen ermöglichen, ihre Programme rechtzeitig vor der Veröffentlichung des ersten ARM-Macs Ende des Jahres für die neue Plattform zu optimieren.
Apple wollte Benchmark-Ergebnisse unterbinden
Die Ausgabe der Testgeräte erfolgt dabei eigentlich unter strengen Verschwiegenheitsklauseln. Entwicklern ist es etwa nicht erlaubt, das Gerät zu öffnen oder Benchmarks darauf auszuführen. Zudem gehören die Geräte nicht den Developern, sie werden im Prinzip für rund 500 US-Dollar gemietet und müssen wieder an Apple zurückgegeben werden. Wie zu erwarten war hat es aber nicht allzu lange gedauert, bis erste Testergebnisse durchsickern. AppleInsider hat ein Unboxing des “Developer Transition Kits” veröffentlicht und Geekbench darauf ausgeführt.
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Geekbench-Performance auf dem Level eines Intel Core i3
Inwieweit die Ergebnisse aussagekräftig sind, darf aber ein wenig angezweifelt werden. Denn eine für Apple Silicon optimierte Version von Geekbench ist derzeit freilich noch nicht verfügbar. Mit anderen Worten: Die Benchmark-Software wird über Rosetta 2 emuliert. Der Developer-Mac mit Apple A12Z Bionic, ein Prozessor der vermutlich nur im Entwickler-Kit Verwendung finden wird, erreicht unter diesen Voraussetzungen in etwa jene Werte des Core i3, der in der Consumer-Version des Mac mini werkelt. Die Geekbench-Werte desselben Prozessors im iPad Pro liegen hingegen deutlich darüber.
Entwickler Steve Troughton-Smith merkt auf Twitter an, dass ein bald zwei Jahre alter Apple-Prozessor – der Apple A12 ist erstmals 2018 im iPhone XS zum Einsatz gekommen und wurde als A12X und A12Z für andere Geräte weiterentwickelt – bessere Geekbench-Ergebnisse aufweist als ein ebenfalls mit ARM ausgestattetes Surface Pro X – und das während Geekbench am Entwickler-Mac emuliert wird und am Surface nativ in Windows läuft.
So the DTK with a two year old iPad chip runs x86_64 code, in emulation, faster than the Surface Pro X runs it natively 😅 Oh boy Qualcomm, what are you even doing? https://t.co/UAlZiwSsF8
— Steve Troughton-Smith (@stroughtonsmith) June 29, 2020
Benchmark läuft über Rosetta 2
Zusammenfassend merkt AppleInsider an, dass die Performance bei der Nutzung des Betriebssystems solide sei. Die Benchmark-Ergebnisse würden aber nur zeigen, wie schnell Intel-Software auf ARM-Prozessoren über Rosetta 2 läuft. “Wenn man noch einen Mac mini aus 2013 oder einen iMac aus 2012 besitzt, ist dieses Entwickler-Kit schneller als dein System – und es wird nur noch flotter werden, wenn die Software optimiert wird und die finale Hardware erscheint”, so AppleInsider.
Kein Thunderbolt 3 bei Entwickler-Kit
Unklar ist, weshalb AppleInsider das Gerät nicht ausführlicher getestet hat. Videorendering in Final Cut Pro X würde etwa in den Sinn kommen. Womöglich war das aber auch nur der erste Einblick in die neue Hardware und weitere Details werden noch veröffentlicht. Apropos Hardware, diese beschreibt AppleInsider auch noch näher. Denn die Anschlüsse des Entwickler-Kits unterscheiden sich ein wenig von der Consumer-Variante des Mac mini. Statt vier Thunderbolt-3-Anschlüssen kommen im Entwickler-Kit “nur” zwei USB-C-Anschlüsse zur Anwendung.
Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass im Gegensatz zum Intel-Chipsatz eine Thunderbolt-3-Unterstützung bei ARM-Prozessoren über einen eigenen Controller umgesetzt werden müssten. Ein solcher scheint im Entwickler-Kit nicht eingebaut worden zu sein. AppleInsider geht aber davon aus, dass die Consumer-Varianten der Macs mit Apple-Silicon-Prozessor auch Thunderbolt 3 besitzen werden. Entweder über einen eigenen Controller, oder indem direkt USB 4 unterstützt wird – was wiederum das Thunderbolt-3-Protokoll enthält.
Wie reagiert Apple?
Welche Konsequenzen AppleInsider aufgrund der Veröffentlichung dieser Details seitens Apple drohen ist übrigens unklar. Denn vielleicht wurde der Mac mini gar nicht von AppleInsider angefordert, sondern von einem anderen Entwickler zur Verfügung gestellt. Die Möglichkeiten von Apple dürften sich dann in Grenzen halten. Entwicklern, die Testgeräte angefordert haben, sind also wohl trotzdem gut beraten, sich an die Verschwiegenheitsklauseln zu halten.
Update: Offenbar musste (oder hat freiwillig) AppleInsider den betreffenden Artikel und das Video vom Netz genommen. Zumindest das Video gibt es aber als “ReUpload”. Wir haben es euch oben eingebettet. Mal sehen wie lange es online verfügbar bleibt. In der WayBack Machine von Archive.org ist der Artikel auch weiterhin zu finden.
(Wir verlinken das Video und den archivierten Artikel aus journalistischem Interesse.)
Via AppleInsider