Überraschend kündigt Apple am Freitag neue Richtlinien für den App Store an, u. a. auch für Gamestreaming. Gerade dieser Bereich sorgte zuletzt für Kritik, verwehrte Apple Angeboten wie xCloud von Microsoft doch den Zutritt zum App Store. Ist mit den neuen Richtlinien jetzt alles anders? Jein. Apple schafft zwar klare Regelungen, unter denen Gamestreaming-Services nun im App Store betrieben werden dürfen. Microsoft kritisiert die neuen Bedingungen jedoch und bezeichnet sie als “schlechte User-Experience”.
Jedes Spiel als eigene App
Konkret sehen die neuen Bedingungen vor, dass jedes als Gamestreaming verfügbare Spiel als separate App im App Store verfügbar ist. Die App muss über eine eigene Produktseite im App Store verfügen, muss über die Suche und in den Charts auffindbar sein, muss eigene User-Bewertungen ermöglichen und muss mit iOS-Funktionen wie Bildschirmzeit verwaltet werden können, so Apple. Anbieter dürfen zudem Apps anbieten, die einen Katalog aus verfügbaren Spielen auflisten und auf die einzelnen App-Store-Einträge verweisen. Hier der betreffende Ausschnitt der App-Store-Richtlinien:
4.9: Streaming games
Streaming games are permitted so long as they adhere to all guidelines — for example, each game update must be submitted for review, developers must provide appropriate metadata for search, games must use in-app purchase to unlock features or functionality, etc. Of course, there is always the open Internet and web browser apps to reach all users outside of the App Store.4.9.1: Each streaming game must be submitted to the App Store as an individual app so that it has an App Store product page, appears in charts and search, has user ratings and review, can be managed with ScreenTime and other parental control apps, appears on the user’s device, etc.
4.9.2: Streaming game services may offer a catalog app on the App Store to help users sign up for the service and find the games on the App Store, provided that the app adheres to all guidelines, including offering users the option to pay for a subscription with in-app purchase and use Sign in with Apple. All the games included in the catalog app must link to an individual App Store product page.
Kritik von Microsoft
Mit anderen Worten: Ein Anbieter wie Microsoft dürfte eine xCloud-App im App Store anbieten, jedes verfügbare Spiel müsste aber einen eigenen sog. “Wrapper” bekommen und als separate App im App Store gelistet werden. Microsoft hat sich gegenüber The Verge zu diesen neuen Richtlinien geäußert und kritisiert diese scharf. Dass das Unternehmen seine Xbox-Spiele also demnächst auch auf iPhones und iPads streamt, darf trotz der neuen App-Store-Bedingungen stark angezweifelt werden.
“Es bleibt eine schlechte User-Experience. Spielerinnen und Spieler wollen unmittelbar von einem kuratierten Katalog in ein Spiel einsteigen – mit einer App, wie sie es auch mit Filmen oder Musik machen. Sie wollen nicht gezwungen werden, über 100 Apps herunterzuladen, um einzelne Spiele aus der Cloud zu spielen. Wir fühlen uns den Spielerinnen und Spielern verpflichtet, eine großartige User-Experience zu bieten ist Kern dieser Aufgabe”, so Microsoft.
Die Restriktionen im App Store für Gamestreaming-Angebote betreffen nicht nur Microsoft. Auch Nvidia mit GeForce Now und Google mit Stadia konnten ihre Dienste im App Store bislang nicht anbieten. Inwieweit sich für diese Unternehmen mit den neuen Richtlinien etwas ändert, ist momentan nicht bekannt. Beide wollten sich auf Nachfrage von The Verge nicht zu dieser Angelegenheit äußern.
Über xCloud-Gamestreaming
Microsoft testete xCloud in der Betaphase sowohl unter Android als auch unter iOS. Der Support für iOS wurde vor einigen Wochen allerdings fallengelassen, als klar wurde, dass xCloud in dieser Form nicht im App Store erscheinen darf. Somit startet der Gamestreaming-Dienst mit über 100 verfügbaren Konsolen-Spielen am 15. September ausschließlich für Android-Smartphones und Tablets. Das Angebot ist teil des “Xbox Game Pass Ultimate”-Abos und erfordert keine sonderlich leistungsfähige Hardware, lediglich eine schnelle und stabile Internetverbindung.
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Bild via Razer
Via The Verge