Der britische Konzern Bowers & Wilkins ist den meisten wahrscheinlich als Hersteller von qualitativ hochwertigen Boxen ein Begriff. Seit einiger Zeit bietet die Firma auch Kopfhörer an, mit dem Modell PX erleben wir jetzt jedoch eine Premiere. Es ist der erste Kopfhörer des Herstellers mit aktivem Noise Cancelling und nach dem P5 generell erst der zweite kabellose Kopfhörer im Programm. Wir haben den smarten Kopfhörer ausprobiert.
Im Bereich der Kopfhörer mit Noise Cancelling gibt es zwei große Platzhirsche: Bose mit seiner QC Reihe sowie Sony mit diversen Modellen. Beide Systeme bieten weit mehr als die simple Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Die Kopfhörer sind regelrecht smart und bieten die Möglichkeit, gewisse Geräusche trotzdem durchzulassen. So ist es möglich, das klingelnde Telefon, den sprechenden Kollegen oder die Durchsage in der Bahn dennoch zu hören – sofern der Träger das denn auch möchte. Bowers & Wilkins verspricht mit dem Model PX ähnliche Funktionen.
In Sachen Design ist der Kopfhörer ein echtes Schmuckstück. Auch die verwendeten Materialien können überzeugen. Alleine die Optik macht bereits klar: Wir haben es mit einem Premium Produkt zu tun. Die Ohrpolster und der Kopfhörer Bügel sind mit Leder überzogen, die anderen Teile bestehen aus geriffeltem Kunststoff. Dem Design muss dennoch nicht die Funktion weichen. Die Ohrmuscheln verfügen über Drehgelenke, damit lässt sich der Kopfhörer auch relativ platzsparend zusammenlegen. Besonders positiv: Die Polster auf der Ohrmuschel lassen sich entfernen bzw. austauschen, sie werden magnetisch am Kopfhörer befestigt. Rein farblich gibt es zwei Varianten, die unscheinbare schwarz-graue Variante und die etwas auffälligere Ausführung in Blau und Gold.
Der Kopfhörer wird via Bluetooth oder beiliegendem Audiokabel mit dem Wiedergabegerät verbunden. Die Koppelung funktioniert ohne Probleme, im Zweifel hilft auf Smartphones die zugehörige App. Zur Wiedergabesteuerung gibt es eine klassische 3-Tasten-Fernbedienung, mit einer zusätzlichen Taste lässt sich die Geräuschunterdrückung steuern. Ein praktisches Feature: Sobald eine Ohrmuschel angehoben wird, setzt die Wiedergabe aus. Sie wird fortgesetzt, sobald die Muschel das Ohr wieder umschließt. Im Test klappte dieses Feature relativ gut, zuverlässiger als bei den AirPods. Natürlich sind die hier integrierten Lichtsensoren aber auch etwas fehleranfällig.
Über die App kann die Wirkungsweise des Noise Cancelling angepasst werden. Das ist insofern dringend notwendig, da diese nicht über die Tasten am Kopfhörer geändert werden kann. Schade, da der Kopfhörer ja nicht immer mit einem Gerät mit App verbunden sein muss. Leider gibt es keine Equalizer-Einstellungen. Ebenfalls fehlt dem Kopfhörer eine „Durchstellfunktion“. Auf meinem alltäglich genutzten Sony Modell reicht es, eine Ohrmuschel mit der flachen Hand zu bedecken und schon werden alle Geräusche der Außenwelt über die integrierten Mikrofone durchgestellt. Die PX besitzen eine solche Funktion nicht.
Der Akku des Kopfhörers hält mit Noise Cancelling gute 23 Stunden, geladen wird zukunftssicher mittels USB-C.
Ohne Frage, Bowers & Wilkins hat Ahnung von Audio – und zwar einige. Der Klang der Kopfhörer präsentiert sich relativ neutral, im Vergleich zu meinen Studiokopfhörern ist der Sound etwas wärmer und mehr in Richtung moderner Popmusik optimiert. Passend dazu ist auch der Bass. Dieser ist gut definiert und abgestimmt, aber schon auch deutlich hörbar. Die Treiber des Kopfhörers sitzen leicht schräg zum Gehörgang, damit erzeugt der Kopfhörer einen breiten räumlichen Höreindruck. Großes Popkonzert statt kleinem Geigensolo also, in jeder Hinsicht.
Beim Noise Cancelling liefert Bowers & Wilkins gute Arbeit ab, kann hier aber nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Dabei spreche ich nicht von fehlenden Zusatzfunktionen, sondern vielmehr von der gesamten Leistung. Monotone Nebengeräusche filtert der Kopfhörer völlig problemfrei, alle variableren oder ungewöhnlicheren Geräusche sind hingegen eher ein Problem. Hier kämpfen zugegebenermaßen aber auch die Kopfhörer der Konkurrenz – gefühlt gewinnen sie den Kampf allerdings öfter. Zwar bietet die Software die Möglichkeit die Kopfhörer auf die Profile Büro, Stadt und Flug einzustellen, letztlich ändert das aber nur, welche Geräusche auch weiterhin durchgestellt werden.
Die beschriebene Beauty Box ist die beiliegende Stoff-Aufbewahrungstasche. Sie ist formschön und sehr weich – wodurch der Schutz jedoch nicht ganz gewährleistet ist. Zudem liegen dem Kopfhörer natürlich alle notwendigen Kabel bei.
Professionelles Audio trifft auf Bluetooth und Noise Cancelling. Die Bowers & Wilkins PX sind Premium Kopfhörer, die in vielen Bereichen punkten können – das betrifft vor allem die Verarbeitung und den Klang. Zudem verfügt der Kopfhörer über einige gut durchdachte Komfortfeatures wie die Sensoren, die die Wiedergabe automatisch pausieren. Ein kleiner Einwand aus anderen Erfahrungsberichten: Brillenträger sollten den Kopfhörer zuerst einmal testen. Angeblich kann das Brillengestell hier Probleme machen und die Wiedergabe ungewollt pausieren. In den für den Konzern neuen Bereichen gibt es leider auch leichten Nachholbedarf. Das Noise Cancelling funktioniert gut, die erfahrene Konkurrenz hat hier aber (noch?) die Nase vorne. Obendrein ist die App stark ausbaufähig.
Es ist schwer, hier eine Kaufempfehlung auszusprechen. In Sachen Klang – abgesehen von Noise Cancelling – haben die PX für mich klar die Nase vorn. Wer vor allem Ruhe im Großstadtdschungel sucht und auf gutes Noise Cancelling angewiesen ist, sollte vielleicht auch die Konkurrenz testen. Die Bowers & Wilkins PX werden für 399 Euro auf Amazon angeboten.
Der Kopfhörer wurde uns für diesen Artikel von Bowers & Wilkins zeitweise ausgeliehen. Vielen Dank an den Hersteller!
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