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Ausprobiert: iPod touch 2019 (7. Generation)

Apple kennt den iPod also doch noch! Nachdem der Konzern die iPod-Reihe vor zwei Jahren, abgesehen vom iPod touch, eingestellt hat, stellten wir uns lange die Frage, ob Apple hier noch Updates veröffentlichen wird. Vor zwei Wochen gab es dann die überraschende Ankündigung: Apple hat den iPod touch 2019 vorgestellt, es ist mittlerweile die siebte Generation. 

Es gab im Vorfeld viele Gerüchte rund um das neue Modell, trotz allem wurde die neue Variante nicht in der starken Apple-Woche im März vor der Service Keynote vorgestellt. Offenbar hatte Apple Druck, nun vor der WWDC neue Hardware anzukündigen, denn die sechste Generation wird kein iOS 13 unterstützen. Damit die klare Ansage: Wer einen iPod touch mit aktuellem Betriebssystem möchte, muss auf den iPod touch 2019 zurückgreifen.

iPod touch 2019 – was Apple geändert hat

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten viele Konzepte zu einem neuen iPod touch gesehen. Das Gerät hätte den Gerüchten nach rahmenlos werden können – und damit größer –, der Einzug vieler moderner Techniken war denkbar. Apple hat sich für einen anderen Weg entschieden und zieht das Design weiterhin durch. Das betrifft auch die Farben: Grau, Gold, Silber, Pink, Blau sowie Rot (als Product Red) werden angeboten. Die Speichergrößen wurden verändert – es werden 32 GB, 128 GB und 256 GB angeboten. Endlich sind die lächerlichen 16 GB interner Speicher Geschichte!

Das mag für einige Nutzer nicht nach einem Nachteil klingen, spätestens beim Entsperren vermisse ich aber sofort ein modernes Sicherheitsmerkmal. Nicht, dass es notwendig wäre, die Daten auf meinem touch besonders sicher zu schützen, sondern vielmehr, weil mein Muskelgedächtnis diesen Modus so nicht mehr umsetzen möchte. Ich habe Geräte mit Touch ID, ich habe Geräte mit Face ID – es ist kein Problem, mich jeweils darauf anzupassen. Auf Hardware mit Homebutton muss ich eben meinen Finger auflegen, soweit so klar, beim neuen iPod touch bin ich auch nach einer Woche immer noch verwundert, dass ich einen Code eingeben muss.

Wenn es schon äußerlich kaum Änderungen gibt, wie sieht es dann im Inneren aus? Natürlich gibt es einen neuen Prozessor, konkret den A10 Fusion. Der Chip wurde mit dem iPhone 7 eingeführt und sollte für mehr Grafikleistung sorgen – auch, aber nicht nur, für VR. Es ist derselbe Chip, der im Apple TV 4K eingesetzt wird. Dazu kommt mehr Arbeitsspeicher, es sind jetzt zwei Gigabyte statt bisher nur ein Gigabyte.

Ansonsten gibt es keine Änderungen. Das bedeutet auch: keine bessere Kamera und damit keine 4K-Aufnahme. Ebenfalls beinahe eine Affront ist die Entscheidung, auf Bluetooth 4.1 zu setzen, alleine schon aus Gründen des Stromverbrauchs.

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist, wie eigentlich immer bei Apple, auf einem sehr hohen Niveau. Die farbige Rückseite besteht aus Aluminium, die Front aus Kunststoff. Abgesehen von der schwarzen Variante sind alle Fronten weiß, leider verabschiedet Apple sich hier immer noch nicht von der weißen Farbgebung an der Front. Ich kaufe bei iPods seit vielen Jahren immer die rote Variante und hätte mich sehr über eine schwarze Front, wie beim iPhone 8, gefreut.

An der Hinterseite gibt es leider keine Befestigung für eine Schlaufe mehr, diese fiel bereits mit dem Vorgänger weg. Ich persönlich kann diese Entscheidung bis heute nicht verstehen, gerade beim Sport fand ich die Schlaufe immer äußerst praktisch – wenn wir Apples absurde Preise für Handschlaufen einmal außer Acht lassen.

Handhabung

Im Vorfeld war ich etwas skeptisch, was das Hardware-Upgrade betrifft, nach einer Woche mit iOS 12 und später auch iOS 13 haben sich meine Bedenken jedoch zerstreut. Der A10 Fusion beschleunigt das Gerät erheblich, zu diesem Eindruck dürfte auch die Verdoppelung des Arbeitsspeichers beitragen. Selbst wenn einige moderne Spiele mich warnten, nicht die volle Performance bieten zu können: Ich erkenne keine Unterschiede.

Nun ist in der Familie auch noch ein iPhone 7 Plus (mit neuer Batterie) im Einsatz, es setzt auf den gleichen Prozessor – dieses wirkt deutlich langsamer. Ich gehe davon aus, dass die Displaygröße hier der wichtige Unterschied ist. Die Auflösung liegt nach wie vor nur bei 1.136 × 640 Pixel, diese lassen sich deutlich leichter mit Inhalt versorgen als die 1.920 x 1.080 des iPhone 7 Plus.

Insofern bin ich mit der Leistung sehr zufrieden, die große Frage ist nur, wie lange das so bleiben wird. Apple positioniert den neuen iPod touch klar in Richtung Apple Arcade – ob hier alle Spiele wirklich flüssig laufen, wird sich noch zeigen müssen.

In Sachen Bedienung gibt es – abgesehen von der Tatsache, dass ich immer den Code eingeben muss – keine Kritik. Auch iOS 13 ist noch gut auf kleinere Displays ausgelegt. Es dauert immer einige Sekunden bis ich die Tasten, nach dem Wechsel vom XS Max auf den kleinen touch, wieder treffe – das ist aber nicht die Schuld von iOS 13 an sich.

Wer braucht einen iPod touch?

Immer wieder erhalte ich die Frage, wozu überhaupt noch ein iPod touch verkauft wird und wofür im Speziellen ich den iPod touch benötige. Ich fordere das Gerät ja seit Monaten durchaus lautstark ein. Auf beide Sachverhalte möchte ich getrennt eingehen.

Apple und die Realität des iPod touch

Apple positioniert den iPod touch 2019 eindeutig als kleine Konsole. Die Produktseite spricht Bände – nach einer kurzen Erwähnung von (Apple) Music geht der Konzern fast ausschließlich auf die Funktionen im Bereich Gaming ein. Apple Arcade darf hier natürlich nicht fehlen.

In Realität sehe ich nach wie vor viele iPods in meinem Umfeld. Ein Anwendungsfall sind sicher Kinder – der touch ist eine kleine Konsole und bietet die Möglichkeit, Medien wiederzugeben. In den letzten Jahren nimmt dies aber ab, da immer mehr alte iPhones (im Zweifel ohne SIM) weitergereicht werden. Bleibt am Ende nur der Einsatz für Medienenthusiasten und alte iPod-Fans, die trotz iPhone nicht auf einen eigenständigen Player verzichten möchten.

Ansonsten sehe ich den touch auch viel im Business-Einsatz. Es ist und bleibt das günstigste iOS-Gerät mit aktuellem Betriebssystem. Auch diese Version werden wir als mobile Handkassen bzw. Handscanner weiterhin sehen.

Mein Nutzungsszenario

Mein Szenario ist „ein bisschen was von allem“. Während iPhones immer größer werden und die Apple Watch leider zu wenig lokalen Speicher hat, schätze ich den kleinen Musikplayer mit viel Speicher sehr. Seit Anfang 2000 lebe ich damit, all meine Musik immer dabei zu haben, selbst wenn Streaming möglich wäre. Natürlich wäre das auch auf dem iPhone möglich, dort stören mich aber oft sowohl die Akkulaufzeit als auch etwaige Push-Nachrichten, die sich nicht an die Regeln halten und meinen Musikgenuss (zer)stören.

Ein anderer Einsatzzweck kommt dazu: Der iPod touch ist seit langer Zeit mein mobiler Apple TV. Ich bin viel auf Reisen und schließe gerne ein iOS-Gerät an den Fernseher im Hotelzimmer an. Dank des großen integrierten Speichers habe ich meine Lieblingsserien immer mit dabei und muss mich nicht mit Streaming herumschlagen. Mein iPad nutze ich dann aber meist zum Surfen, mein iPhone hätte ich gerne in meiner Nähe – hier kommt der iPod touch als Abspielgerät infrage. Würde da nicht auch ein altes iPhone oder iPad reichen? Natürlich, aber da sind wir wieder bei der Sache mit der Größe, …

iPod Touch 2019 Fazit

Ist der iPod tot? Angesichts der Neuvorstellung müsste ich jetzt sofort schreiben: natürlich nicht. Doch gerade angesichts dieses Updates muss ich leider sagen: ja, fast. Apple liefert mit dem iPod touch 2019 reine Pflichterfüllung ab und entwickelt die Plattform absolut nicht weiter. Alte Prozessoren sind wir ja gewohnt, wirklich alte Technik rundherum aber nicht. Lange hat Apple einige Funktionen des iPhones, Jahre später, an den touch weiter gereicht – diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Ist ein Upgrade auf den neuen iPod touch notwendig? Leider ja, es wird der einzige iPod sein, der im Herbst auch iOS 13 unterstützt. Für viele Nutzer wird das, erneut, der Zeitpunkt sein, sich zu überlegen, ob hier ein „neuer“ iPod wirklich notwendig ist – zu Recht!

Insofern fällt mir mein abschließendes Fazit sehr schwer. Der iPod touch ist ein wirklich guter, schneller und hochwertig verarbeiteter Medienplayer – doch es wäre deutlich mehr möglich gewesen!

Der iPod touch wird bei Apple ab 229 Euro angeboten, die größte Variante kommt auf 449 Euro.

Wir haben uns auch schon im Apfeltalk Editor‘s Podcast SE über den neuen iPod Touch unterhalten.

Wir haben den iPod Touch für diesen Artikel selbst angeschafft.
Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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