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Ausprobiert: Powerbeats Pro

Ende 2016 brachte Apple die AirPods in den Handel. Trotz des anfänglichen Spots wurden die True Wireless Kopfhörer zum kulturellen Phänomen. Im März dieses Jahres kam dann endlich die zweite Version, sie brachte nur wenige neue Funktionen mit sich. Apples Kopfhörermarke Beats blieb bis dahin außen vor – erst kurz nach den AirPods 2 kündigte der Konzern auch dort das erste True Wireless Modell an. Seit Kurzem sind die Powerbeats Pro nun – zumindest in Deutschland – im Handel, wir haben die Kopfhörer der Apple-Tochter ausprobiert. 

Trotz der enormen Beliebtheit sind die AirPods, auch in der zweiten Generation, nicht frei von Kritik. Apple hat es geschafft, viel Leistung und Akkulaufzeit in ein kompaktes Gehäuse zu packen – dafür gibt es aber Einbußen beim Tragekomfort und bei den Funktionen. Wer nicht über die „Apple-Referenzohren“ für EarPods verfügt, war in der Regel auch bei den AirPods außen vor. Die Steuerung bekam ebenfalls, zu Recht, einiges an Kritik ab. Die Kopfhörer verfügen nur über eine Steuerung via Doppeltap-Geste je Kopfhörer, ansonsten muss Siri herangezogen werden. Seit der zweiten Generation kann der Sprachassistent auch per „Hey Siri“ aufgerufen werden – wie limitiert die Bedienung ist, wird dem Nutzer spätestens unter Menschen klar.

Die Powerbeats Pro adressieren eine völlig andere Zielgruppe als die AirPods, zumindest versucht Apple diesen Stunt im Marketing zu vollführen. Während die Presse häufig mit Fragen wie „Der AirPods-Killer?“ titelte, versucht Apple die neuen Kopfhörer vor allem für Sportler attraktiv zu vermarkten. Der Ansatz ist nachvollziehbar. Die Powerbeats Pro sind echte In-Ear-Kopfhörer und verfügen über einen Ohrbügel für stabileren Halt. Dazu kommt die Steuerung via Buttons, drei an der Zahl je Kopfhörer. Sind sie dadurch wirklich die besseren True Wireless Kopfhörer?

Verarbeitung

Grundsätzlich sollen die neuen Kopfhörer in vier unterschiedlichen Farben angeboten werden, bisher ist aber nur die schwarze Variante erhältlich. Das Gehäuse des Cases besteht, ebenso wie die Kopfhörer, aus schwarzem Kunststoff. Die Verarbeitung ist hochwertig, gerade beim Einsatz im sportlichen Kontext hätte ich mir aber ein anderes Finish gewünscht. Der mattschwarze Kunststoff ist durchwegs glatt, wodurch einerseits Spuren von Schweiß leicht zu sehen sind und andererseits die Kopfhörer, mit feuchten Händen, durchaus rutschig sind. Ein leicht angerautes Gehäuse wäre hier besser.

Ansonsten gibt es keinen Raum für Kritik. Die Ladehülle ist stabil und lässt sich gut öffnen und schließen. Die Ohrstöpsel sind austauschbar, vier Sets liegen den Kopfhörern bei. Alle sind aus Gummi, im Fall der Fälle müsst ihr also selbst Stöpsel aus Memory Foam nachkaufen. Die Ohrbügel sind fix verbaut und können nicht ausgetauscht werden. Sie sind überraschend flexibel und können dadurch gut ans Ohr angepasst werden, ohne bei Bewegung zu stark nachzugeben. Dank des weicheren Kunststoffs sollten die Haken auch für Brillenträger kein Problem darstellen.

Handhabung

Die erste Koppelung ist – wie von Apple gewohnt – äußerst einfach: Das Case in der Nähe eines iOS-Geräts öffnen und schon erscheint das Pop-up für die Verbindung. Der Aufbau dauerte bei mir, bei der initialen Verbindung, überraschend lange, danach funktioniert alles, wie es sollte. Die Kopfhörer können auf Geräten mit iOS und macOS ohne neues Pairing verbunden werden, der Wechsel ist gewohnt schnell. Dank Apple H1 Chip funktioniert auch Hey Siri – auch die Möglichkeit, Nachrichten vorzulesen – diese kommt mit iOS 13 – wird unterstützt.

Kommen wir zu einem der großen Vorteile: die Steuerung mit Tasten. Die Kopfhörer lösen automatisch Play/Pause beim Einsetzen bzw. Entfernen aus, beide Kopfhörer können auch separat genutzt werden. Der größte Button ist das Beats Logo selbst, darüber können ebenfalls Play/Pause sowie Siri aufgerufen werden. Ein Doppeltap springt einen Song nach vorne, ein Dreifachtap einen Song zurück. Am oberen Rahmen finden wir eine Lautstärke-Wippe. Die Steuerung funktioniert auf beiden Ohrhörern gleich, was vor allem bei der Nutzung im Mono-Modus durchaus wichtig ist. Mir persönlich würde es besser gefallen, wenn Songs über das lange Drücken auf die Lautstärke Wippe gewechselt werden könnten – das bleibt aber Geschmacksache.

Sehr positiv ist auch die Akkulaufzeit. Apple gibt diese mit bis zu neun Stunden an, in Realität komme ich meistens auf fast zehn Stunden. Das Case bringt noch einmal etwa 2,5 Ladungen. Mit an Bord ist auch Fast Fuel, fünf Minuten Aufladen reichen für weitere 1,5 Stunden Wiedergabe. Kommen wir zu den Nachteilen: Das Case ist wirklich sehr groß. Das liegt einerseits an dem großen Akku, andererseits an der Bauweise der Kopfhörer. Dazu kommt der Ladeanschluss: Lightning! So schön es auch sein mag, ein schwarzes USB-A auf Lightning-Ladekabel im Lieferumfang zu haben, so sehr hätte ich mir einen modernen Anschluss gewünscht. Namentlich: USB-C oder besser noch Qi. Diese Funktion bleibt jedoch leider den AirPods 2 vorbehalten.

Klang

Die erste Frage, die ich bei Beats-Kopfhörern erhalte: Wie ist der Bass? Dementsprechend möchte ich auf diesen Mythos zuerst eingehen. Ja, Beats-Kopfhörer haben sich lange durch ihre Basslastigkeit ausgezeichnet, seitdem Apple an Bord ist, ist dies meiner Meinung nach aber Geschichte. Beats setzt auf neue, lineare Piston-Treiber und schafft damit tatsächlich eine ganz neue Klangqualität. Die Powerbeats Pro liefern einen sehr klaren, kaum verzerrten, Klang mit überraschend viel Räumlichkeit. Am Ende mangelt es lediglich an etwas Präzision. Der Bass ist deutlich hörbar, aber nicht übertrieben. Bei sehr basslastigen Stücken würde ich mir mitunter sogar mehr Bass wünschen, wobei die Präzision bei starkem Bass bereits bei diesem Modell leidet. Um es einfach zu machen: Innerhalb dieses Preisbereichs und der Bauform liefern die Powerbeats Pro eine mehr als konkurrenzfähige Leistung ab.

Häufig wurde ich im Vorfeld auch um einen Vergleich zu den AirPods 2 gebeten: Ja, der Klang ist erheblich besser. Das liegt nicht nur, aber auch, an der Bauform. Die halboffene Bauweise der AirPods mag ihre Vorteile haben, in Sachen Klang ist sie aber, höflich gesagt, nicht gerade ideal. Ein Wort nur zur Geräuschabschirmung: Die Isolierung der Beats ist natürlich deutlich besser als die der AirPods, aber nicht ideal. Bei niedriger Lautstärke ist Laufen im urbanen Umfeld kein Problem, das passt zumindest zu dem sportlichen Ansatz.

Technische Daten

    • Verbindung: Bluetooth 5
    • Chip: Apple H1
    • Akkulaufzeit: 9 Stunden Wiedergabe, 24 Stunden Ladecase
    • Lieferumfang: Powerbeats Pro Totally Wireless Kopfhörer, Ladecase, Ohreinsätze in vier Größen, Lightning auf USB-A Ladekabel, Kurzanleitung, Garantiekarte

Fazit

Sind die Powerbeats Pro die besseren AirPods? Darauf habe ich eine klare Antwort: Jein! Ich möchte mich ausdrücklich von derartigen Verkürzungen distanzieren, leider ist es auch tatsächlich nicht derartig einfach. Die Kopfhörer von Beats punkten durch ihre Verarbeitung, die bessere Bedienung, die lange Laufzeit und den deutlich besseren Klang. Vor allem in Sachen Audio kann sich der Hersteller ernsthaft mit anderen großen und bekannten Namen messen, ohne sich verstecken zu müssen. Es gibt aber auch Nachteile: Das Case lässt sich nur via Lightning laden und ist wirklich absurd groß. Die AirPods transportiere ich häufig in meiner „fünften Tasche“ meiner Jeans, die Powerbeats Pro hingegen passen nicht einmal in meine Hosentasche. Ich würde gerne jedem das Modell anstatt der AirPods 2 empfehlen, am Ende hängt es dann aber vor allem vom Einsatzzweck ab.

Die Powerbeats Pro gibt es für 249,95 Euro direkt bei Apple, auch Amazon vertreibt die Kopfhörer. Ein wichtiger Hinweis für alle außerhalb Deutschlands: Der Onlinehändler liefert auch ins Ausland, so bin ich in Österreich bereits jetzt an meine Kopfhörer gekommen. Aktuell gibt es nur die schwarze Variante. Eine blaue, grüne und altweiße Ausführung sollen im Sommer folgen. Achtung: Auch dort ist das Case immer schwarz.

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Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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