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Ausprobiert: Sennheiser Memory Mic

Während private Video- und Audioproduktionen dank einfacher und leistbarer Technik in diesem Bereich immer professioneller werden, verzichten selbst große Fernseh- und Radioproduktionen immer häufiger auf großes und sehr teures Equipment. Bei Videos gibt es vor allem ein Problem: den Ton. Die richtige Mikrofonierung ist oft aufwendig. Mit dem Memory Mic zeigt Sennheiser eine neue Lösung, die wir ausprobiert haben.

Der Ansatz des Memory Mic ist eigentlich sehr einfach: das Mikrofon näher an den Sprecher oder die Tonquelle bringen als die Kamera. Die Idee an sich ist ja nicht neu – Ansteckmikrofone lösen das Problem seit Jahren, sind aber nervig aufgrund der Kabel. Insofern behebt das Memory Mic vor allem dieses Problem: Es funktioniert völlig ohne Kabel und kann auch einfach angesteckt werden.

Design und Verarbeitung

Das Memory Mic wird in einem kompakten Karton mit wenig Zubehör ausgeliefert. Neben der Anleitung finden wir noch ein USB-C Kabel im Lieferumfang, darüber wird das Memory Mic geladen. Eine zukunftssichere Lösung, die wir uns von allen Herstellern wünschen würden.

Das Mikrofon selbst ist überraschend unscheinbar. Es wiegt nur ca. 30 Gramm, die längste Seite ist gerade einmal 5 cm lang. Das Gehäuse besteht komplett aus hellem Kunststoff, wirkt aber hochwertig verarbeitet. Das gilt auch für den Clip – dieser ist sehr stabil und befestigt das Mikrofon sicher am Kragen oder anderen Positionen mit wenig Breite.

Verpackung Front
Rückseite
Erster Blick
Lieferumfang
Top-Ansicht
Rückseite mit Clip
Mikrofon
Ladeanschluss
Größenvergleich

Handhabung und App

Eigentlich arbeitet das Memory Mic ähnlich wie ein Ansteckmikrofon, nur eben ohne Kabel. Das Video muss (leider) mit Hilfe der Sennheiser App aufgezeichnet werden, zum Start der Aufnahme teilt es dem Mikrofon den Beginn der Aufnahme mit, danach arbeiten beide Geräte eigentlich autonom. Das ist ein wichtiges Detail – gerade auf Messen ist das WLAN oft instabil, dank der unabhängigen Aufnahme gibt es hier aber keine Probleme. Nach dem Videodreh und der Tonaufnahme wird die Audiodatei via WLAN zurückgespielt und synchronisiert. Das klappt im Test völlig ohne Probleme.

Die App selbst ist nicht schön, aber zweckmäßig. Dennoch gibt es Raum für Verbesserungen. Zum einen wäre es wünschenswert, dass mehr Toneinstellungen in der App vorgenommen werden könnten – richtiges Pegeln ist nur schwer möglich. Zum anderen wünschen sich Live-Blogger sicherlich eine direkte Synchronisierung. Die unabhängige Aufnahme ist zwar praktisch, die Möglichkeit, dies aber auch live zu tun, ist vor allem für jene die ihre VLogs direkt auf YouTube, Twitter oder Facebook ausspielen wollen sicher wünschenswert.

Erste Verbindung
Mikrofonzugriff zur Synchronisation
Koppelung
WLAN-Verbindung
Einstellung der Empfindlichkeit

Leistung und Einsatzbereiche

Kommen wir zum Wichtigsten: der Tonqualität – und hier liefert das Memory Mic wirklich ab. Wenn der Pegel stimmt, sind die Aufnahmen sehr gut und liefern substanziell bessere Ergebnisse als die meisten anderen Lösungen. Trotz allem empfehle ich im Vorfeld der Aufzeichnung die eine oder andere Testaufnahme in der gewünschten Umgebung. Ist der Pegel zu sensibel eingestellt, neigt das Mikrofon schnell zur Übersteuerung.

Video hin oder her, immer wieder postuliere ich hier, dass ich eigentlich kein Videomensch bin – und damit als Podcaster komplett richtig hier. Auch in diesem Segment ist dieses Mikrofon eine komplette Bereicherung für mich. Interviews lassen sich mit diesem kleinen Zubehör deutlich komfortabler führen als mit diversen Feld-Mikrofonen, wenngleich diese im Zweifel (bei einem deutlich hören Preis) dennoch bessere Ergebnisse liefern. Als Daily Podcaster ist die Lösung aber auch ziemlich ideal für kurze Aufnahmen unterwegs. Aufgrund meines Brotjobs bin ich oft dazu gezwungen, Teile meines Equipments auf Reisen mitzunehmen, um auch so Folgen aufnehmen zu können. Unsere Podcast-Hörer vor: Ich war im Oktober einige Tage nicht in meinem Studio, sondern habe die Folgen mit dem Memory Mic aufgezeichnet und direkt auf meinem iPhone produziert – habt ihr den Unterschied bemerkt? Meiner Meinung nach ist er nur auf guten Studioboxen zu hören, einen besseren Leistungstest gibt es fast nicht.

Dennoch hier ein paar Testaufnahmen:

Am Ende wäre vielleicht eine (umstellbare) Richtcharakteristik wünschenswert, eine Nierencharakteristik wäre für die Aufnahme eines Sprechers an sich praktischer, ist aber in diesem Segment leider sehr selten.

Technische Daten

  • Abmessungen: 51 x 37 x 16 mm
  • Gewicht: 30 Gramm
  • Betriebszeit: 4 Stunden
  • Ladezeit: 70% eine Stunde, 100% zwei Stunden
  • Richtcharakteristik: Kugel

Fazit

Das Memory Mic ist eine einfach zu handhabende, aber dennoch sehr effektive Lösung zur Aufnahme von Ton – in Kombination mit oder auch gänzlich ohne Video. Dabei punktet das Mikrofon vor allem durch seine kleinen Abmessungen und die lange Laufzeit. Die App – ein Segment, in dem viele klassische Hersteller völlig scheitern – ist einfach zu bedienen und liefert praktischen Mehrwert.

So bleibt am Ende wenig Raum für Wünsche, als Podcaster würde ich mir lediglich eine völlig autonome Variante mit integriertem Speicher wünschen. So könnte ich auch Interviews oder „Selbstgespräche“ ohne Verbindung zu einem anderen Gerät aufzeichnen. Doch an dieses Kundensegment richtet sich das Memory Mic auch (noch?) nicht primär.

Das Memory Mic wird für 199 Euro direkt auf Amazon zum Kauf angeboten.

Das Memory Mic wurde uns von Sennheiser für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an den Hersteller.
Zu den Links:
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Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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